Tiefer als Technik – Privatunterricht mit Oshiro Shihan in Rodau
Am 01.05. und 02.05.2025 hatte unser Dojoleiter Florian Fischer (4. Dan) die besondere Gelegenheit, an einem intensiven Privatunterricht mit Oshiro Shihan (9. Dan) teilzunehmen. Organisiert wurden diese Einheiten vom Oshiro Dojo Rodau unter der Leitung von Jörg Rippert Sensei (4. Dan) und seinem engagierten Team – mit größtem Respekt und großartiger Gastfreundschaft.
Je nach Einheit hatten acht bis zehn ausgewählte Teilnehmer die Gelegenheit, an diesem besonderen Unterricht teilzunehmen – darunter Karateka aus ganz Deutschland sowie dem europäischen Ausland. Diese internationale Zusammensetzung spiegelte nicht nur die wachsende Reichweite der Ryukyu-Kampfkunst wider, sondern verlieh dem Training auch einen besonders intensiven, konzentrierten Charakter.
Ort des Geschehens war das Dorfgemeinschaftshaus in Radau, das für dieses besondere Training sorgfältig vorbereitet wurde: Der Boden wurde mit Matten ausgelegt, das Sonnenlicht fiel durch die hohen Fenster und schuf eine Atmosphäre, die Offenheit, Konzentration und tiefe Praxis begünstigte. Beste Voraussetzungen also – und das Wetter spielte mit.
Kampfkunst in der Tiefe – Karate & Kobujutsu
Zwei volle Tage – jeweils Vormittag und Nachmittag – widmeten sich ganz dem Wesen der okinawanischen Kampfkunst. Begleitet von Sonya Chang Sensei (6. Dan) und Hiro Obara Sensei (5. Dan), zeigte sich Shihan in ausgezeichneter Stimmung: ruhig, klar, humorvoll – und zugleich konzentriert und äußerst präzise.
Das Training selbst ging dabei weit über das hinaus, was man in regulären Einheiten oder auch auf großen Lehrgängen erleben kann. Im Fokus standen die Grundlagen der Kampfkunstbewegung, wie sie in ihrer reinen Form oft nur schwer zugänglich sind. Exemplarisch wurde die Tomari Passai studiert, ergänzt durch fortgeschrittene Partnerübungen und einen seltenen Einblick in anspruchsvolles Kumibo, also das waffenbasierte Partnertraining des Kobujutsu.
Forschung, die man fühlen kann
Was diesen Unterricht jedoch besonders machte, war nicht nur die technische Präzision, sondern die Tiefenschärfe der vermittelten Inhalte. Shihan gewährte Einblick in seine jahrzehntelange Forschung – seine Beobachtungen, Querverweise, Schlussfolgerungen. Es ging nicht nur um Bewegungen, sondern um Bewegungsprinzipien: den Ursprung, den Zweck, die Struktur hinter dem Sichtbaren.
Wer je daran gezweifelt hat, ob Karate mehr sein kann als Sport, wurde hier eines Besseren belehrt. Shihans Unterricht wirkte wie ein Brennglas: weniger Technik, mehr Essenz.
Gemeinschaft auf Okinawa-Art
Trotz der inhaltlichen Tiefe war das Miteinander geprägt von Wertschätzung, Leichtigkeit und gegenseitigem Respekt. Jeder Teilnehmer wurde gesehen, jeder Beitrag respektiert. Die Unterstützung durch Hiro Sensei und Sonya Sensei verlieh dem Training zusätzliche Perspektive und Tiefe – nie belehrend, immer zugewandt.
Es war nicht nur Unterricht, es war ein gemeinsames Forschen, ein Lernen im besten Sinn. Dass unser Dojoleiter daran teilhaben durfte, ist ein Geschenk – und zugleich ein Impuls für unsere weitere Arbeit im Dojo.
Was bleibt
Zwei Tage, die in Erinnerung bleiben – nicht als Event, sondern als Erfahrung. Und als Fundament für alles, was kommt: im Training, im Verständnis, in der Haltung.